Ein Beitrag zur Ressourcenschonung

Aus Kalkschlamm wird Düngekalk

Die Salzgitter Flachstahl enthärtet im eigenen Wasserwerk Adersheim in einer Langsam-Entcarbonisierungsanlage circa 17 Mio. m3/a Trinkwasser zu weichem Brauchwasser, denn die Anlagen im Hüttenwerk benötigen weiches Wasser.

Hierzu wird dem harten Trinkwasser Calciumhydroxid in Form von Kalkmilch zugegeben und damit Hydrogencarbonationen und die freie Kohlensäure neutralisiert und als Calciumcarbonat ausgefällt. Das Calciumcarbonat lagert sich in fünf großen Reaktionsbecken im Wasserwerk Adersheim ab. Die Becken werden in regelmäßigen Abständen gereinigt und der abgelagerte Kalkschlamm wird unter Zugabe von Trinkwasser im freien Gefälle in eine unterhalb des Wasserwerks liegende Monodeponie eingespült.

Der Kalkschlamm setzt sich innerhalb von Stunden in der Deponie ab. Pro Jahr fallen auf diese Art circa 3.800 bis 4.500 m3 Kalkschlamm in der Anlage an.

Der Kalkschlamm ist sehr feinkörnig (Korngrößenverteilung zwischen 0 und 20 µm) und hat thixotrope Eigenschaften, d. h. der Kalkschlamm wird bei Zuführung von mechanischer Energie flüssig. Um die thixotropen Eigenschaften zu verlieren, muss der Kalkschlamm entwässert bzw. konditioniert werden. Erst dann kann der Kalkschlamm in Lkw abtransportiert und mit Streufahrzeugen auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden.

Insgesamt wurden bisher über 66.000 m3 Kalkschlamm aus der Deponie entnommen und verwertet. Für 2013 ist die nächste Verwertungskampagne von circa 15.000 m3 Kalkschlamm geplant.

Der Kalkschlamm wird zur Kalkdüngung genutzt, indem er durch Großflächenstreuer gleichmäßig auf den landwirtschaftlichen Flächen verteilt wird.

Die Eigenschaften dieses Materials bieten viele Vorteile für die Landwirtschaft, sowohl aus wirtschaftlicher als auch ökologischer Sicht.

Die Kalkung landwirtschaftlicher Flächen mit diesem Düngekalk führt zu einer optimalen Gestaltung des Ackerbodens. Die Pflanzen können das im Kalk enthaltene Calcium für die Ausbildung von Zellwänden und Wurzelwerk nutzen, welches ein verstärktes Pflanzenwachstum zur Folge hat. Besondere Bedeutung bei der Kalkung liegt in der Anhebung des pH-Wertes. Dadurch wird den Pflanzen eine verbesserte Nährstoffaufnahme ermöglicht und Wirtschaftsdünger, die Stoffe wie Stickstoff, Kali und Phosphor enthalten, können besser ausnutzt werden. Zudem verhindert der Kalk die Auswaschung dieser Nährstoffe.

Dadurch stehen sie den Pflanzen längerfristig zur Verfügung. Neben einem erhöhten Nährstoffangebot wirkt sich die Aufkalkung auch positiv auf die Bildung einer Ton-Humus-Schicht aus. Die Entwicklung von Poren im Boden wird unterstützt, so dass eine Durchlüftung und eine verbesserte Wasserführung und -speicherung möglich ist. Somit wird einer Verschlammung entgegengewirkt und die maschinelle Bearbeitung vereinfacht.

Durch diese Fülle an Vorteilen, die der Düngekalk aus der Wasserenthärtung bietet, ist es möglich, den Einsatz von Düngemitteln zu senken. Der reduzierte Einsatz und die verbesserte Verfügbarkeit von Wirtschaftsdüngern spart nicht nur Geld, sondern belastet das Grundwasser auch weniger mit Stickstoff, Phosphor und anderen Düngemitteln. Somit trägt die Verwertung von Kalkschlamm zu einer vielfachen Ressourcenschonung bei.