Bedeutung der Stahlsortenbezeichnung für ausgewählte Stähle

21.06.2023 | Salzgitter Flachstahl GmbH


Einer der großen Vorteile des Werkstoffs Stahl ist die Fülle an unterschiedliche Varianten mit speziell auf die jeweilige Verwendung abgestimmten Eigenschaften.
Dazu gibt es besonders im europäischen Stahlmarkt eine Vielzahl von Stählen mit unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Eigenschaften. Um all diese Stähle zu klassifizieren und zu bezeichnen, werden die Normen DIN EN 10020 und die DIN EN 10027 herangezogen. Diese beiden europäischen Normen beinhalten die Begriffsbestimmung für die Einteilung von Stählen (DIN EN 10020) und das Bezeichnungssystem (DIN EN 10027). Der Begriff „Stahl“ wird dabei anhand von einzelnen Klassen und zugeordneten Hauptgüteklassen bei unlegierten, nichtrostenden oder anderen legierten Stählen definiert.

Für die konkrete Identifizierung von Stählen gibt es zwei unterschiedliche Arten von Bezeichnungssystemen. Diese beiden Systeme sind auf europäischer Ebene normiert und in der DIN EN 10027 beschrieben.
Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit verwendet das Bezeichnungssystem im ersten Teil dieser Norm (DIN EN 10027-1) eine Methodik von Kurznamen. Im zweiten Teil (DIN EN 10027-2) wird ein Nummernsystem zur Strukturierung dargelegt.
In der Praxis hat sich bei vielen unserer Kunden in der Regel die Bezeichnung der Stahlsorte anhand des Kurznamens aus dem ersten Teil der DIN EN 10027 durchgesetzt.

Unsers Lieferprogramm trägt diesem Umstand Rechnung, nimmt diese Kurznamenbezeichnung auf und bietet so eine Vielzahl von Stahlsorten für unterschiedlichste Anwendungen mit ihren speziellen  Eigenschaften.
Im Folgenden wird die Bedeutung der Kurznamen an ausgewählten, warmgewalzten und kaltgewalzten Stählen sowie an kaltgewalzten, oberflächenveredelten Stählen erläutert.

Die Kurznamen bei Stählen werden gemäß DIN EN 10027 in zwei Hauptgruppen eingeteilt.

Hauptgruppe 1: Entsprechend des Verwendungszweckes und der mechanischen oder physikalischen Eigenschaften des Stahls

Warmgewalzte Baustähle gemäß DIN EN 10025-2
S355 / JR / J0 / J2 / K2 / C / +AR / +N
S: Stahl für den allgemeinen Stahlbau
355: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 355MPa (quer zur Walzrichtung in Breiten > 600 mm )
JR: Kerbschlagarbeit min. 27J bei 20°C (längs zur Walzrichtung)
J0: Kerbschlagarbeit min. 27J bei 0°C (längs zur Walzrichtung)
J2: Kerbschlagarbeit min. 27J bei -20°C (längs zur Walzrichtung)
K2: Kerbschlagarbeit min. 40J bei -20°C (längs zur Walzrichtung)
C: Eignung zum Abkanten, Walzprofilierung und Kaltziehen (Empfohlener kleinster innerer Biegehalbmesser ist richtungsabhängig)
+AR: wie gewalzt
+N: normalgeglüht oder normalisierend gewalzt
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Warmgewalzte wetterfeste Baustähle gemäß DIN EN 10025-5
S355 / J0 / J2 / K2 / W / WP / +AR / +N
S: Stahl für den allgemeinen Stahlbau
355: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 355MPa (quer zur Walzrichtung in Breiten > 600 mm )
J0: Kerbschlagarbeit min. 27J bei 0°C (längs zur Walzrichtung)
J2: Kerbschlagarbeit min. 27J bei -20°C (längs zur Walzrichtung)
K2: Kerbschlagarbeit min. 40J bei -20°C (längs zur Walzrichtung)
W: wetterfester Baustahl
WP: wetterfester Baustahl mit Phosphorzusatz
+AR: wie gewalzt
+N: normalgeglüht oder normalisierend gewalzt
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Druckbehälterstähle gemäß DIN EN 10028-2
P265 / GH / +N
P: Stahl zur Herstellung von Druckbehältern
265 Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 265MPa (quer zur Walzrichtung)
G: anderes Merkmal folgend: hier H
H: Hochtemperatur-Anwendung
+N: normalgeglüht oder normalisierend gewalzt
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Druckbehälterstähle gemäß DIN EN 10028-3
P355 / N / NH / NL1 / NL2
P: Stahl zur Herstellung von Druckbehältern
355: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 355MPa (quer zur Walzrichtung)
N: Stahl für den Einsatz bei Raumtemperatur
NH: warmfester Stahl mit festgelegten Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen
NL1: kaltzäher Stahl, Kerbschlagarbeit min. 27J bei -40°C (quer zur Walzrichtung)
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Kaltgewalzte, mikrolegierte Stähle gemäß DIN EN 10268
HC340LA
H: höherfester Stahl zum Kaltumformen
C: kaltgewalzt
340: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 340Mpa (quer zur Walzrichtung)
LA: niedriglegiert/mikrolegiert
HC220B
H: höherfester Stahl zum Kaltumformen
C: kaltgewalzt
220: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 220Mpa (quer zur Walzrichtung)
B: Bake-hardening (Stahl mit zusätzlicher Verfestigung nach Wärmeeinwirkung)
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Kaltgewalzte, kontinuierlich, schmelztauchveredelte Stähle gemäß DIN EN 10346
S250GD / + Z140 / N-M-A-B-C-O-C
S: Stahl für den allgemeinen Stahlbau
250: Mindeststreckgrenze bei Raumtemperatur 250Mpa (längs zur Walzrichtung)
G: anderes Merkmal folgend: hier D
D: Schmelztauchüberzug
Z: Schmelztauchveredeln mit Zinküberzug
140: Zinkauflage beidseitig in g/m²
N: Zinkausführung: übliche Blume
M: Zinkausführung: kleine Blume
A: Oberflächenart: übliche Oberfläche
B: Oberflächenart: verbesserte Oberfläche
C: Oberflächenart: beste Oberfläche
O: geölt
C: chemisch passiviert
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Kaltgewalzte, elektrolytisch verzinkte Stähle gemäß DIN EN 10152
DC04 / +ZE 75/75 / A-B-P-O-C
D: Stahl zum Kaltumformen
C: kaltgewalzt
04: Sondertiefziehgüte mit definierten mechanisch technologischen Eigenschaften
+ZE: Elektrolytisch verzinkt
75/75: Zinkauflage je Seite 7,5µm
A: Oberflächenart A
B: Oberflächenart B
P: phosphatiert
O: geölt
C: chemisch passiviert
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Hauptgruppe 2: Entsprechend der chemischen Zusammensetzung des Stahls

Druckbehälterstähle gemäß DIN EN 10028-2
16Mo3 legierter, warmfester Edelstahl mit festgelegten Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen
16: Kohlenstoffgehalt 0,12 bis 0,20% (Multiplikator für den Mittelwert 100)
3: Molybdängehalt 0,25 bis 0,35% (Multiplikator für den Mittelwert 10)
13CrMo4-5 legierter, warmfester Edelstahl mit festgelegten Eigenschaften bei erhöhten Temperaturen
13: Kohlenstoffgehalt 0,08 bis 0,18% (Multiplikator für den Mittelwert 100)
4: Chromgehalt 0,70 bis 1,15% (Multiplikator für den Mittelwert 4)
5: Molybdängehalt 0,40 bis 0,60% (Multiplikator für den Mittelwert 10)
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Stähle zur Wärmebehandlung gemäß DIN EN ISO 683-3
C15 / E / R unlegierter Edelstahl zum Einsatzhärten
C: Kohlenstoffstahl
15: Kohlenstoffgehalt 0,12 bis 0,18% (Multiplikator für den Mittelwert 100)
E: Vorgeschriebener maximaler Schwefelgehalt
R: Vorgeschriebener Bereich des Schwefelgehaltes
20MnCr5 legierter Edelstahl zum Einsatzhärten
20: Kohlenstoffgehalt 0,17 bis 0,22% (Multiplikator für den Mittelwert 100)
Mn: Mangan
Cr: Chrom
5: Mangangehalt 1,10 bis 1,40% (Multiplikator für den Mittelwert 4)
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Bei Fragen zu den einzelnen Bezeichnungen sowie zu unserem Produktportfolio stehen Ihnen unsere Ansprechpartner aus der Technischen Kundenberatung gerne zur Verfügung.