Wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Controlling der Salzgitter Flachstahl GmbH und dem Lehrstuhl für Produktion und Logistik der TU Braunschweig

11.05.2022 | Salzgitter Flachstahl GmbH


Die Salzgitter AG steht vor einem umfangreichen Transformationsprozess. Mit Hilfe des Projektes SALCOS (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) sollen die CO2-Emissionen schrittweise reduziert werden. Obwohl die Salzgitter Flachstahl zu den weltweit energieeffizientesten Stahlherstellern gehört, fallen dennoch bei der Stahlproduktion im integrierten Hüttenwerk jährlich rund acht Millionen Tonnen CO2 an, die zu den gegebenen technischen Bedingungen prozessbedingt unvermeidbar sind. Durch eine stufenweise Umstellung der Produktion auf Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen können die direkten CO2-Emissionen um ca. 95% reduziert werden. Im Endzustand kann dabei Wasserstoff den bisher als Reduktionsmittel genutzten Kohlenstoff vollständig ersetzen. Die erste Ausbaustufe soll dabei bereits 2025 umgesetzt werden, ein vollständiger Abschluss des SALCOS-Projekts ist nach aktuellem Stand bereits bis 2033 geplant.
Diese grundlegende und umfangreiche Transformation des Unternehmens erfordert weitreichende Entscheidungen, die betriebswirtschaftlich bewertet werden müssen:

  • Welche Anlagen sollen unter Einbezug ökonomischer und ökologischer Aspekte zu welchen Zeitpunkten errichtet bzw. außer Betrieb genommen werden?
  • Welchen Einfluss hat dies auf die Kosten zur Rohstahlproduktion und die damit einhergehende Wettbewerbsfähigkeit?
  • Wie wirken sich die geplanten Veränderungen auf die Prozesse zur Rohstahlerzeugung im integrierten Hüttenwerk sowie auf die zu beschaffenden Rohstoff- und Energiemengen aus?

Die Beantwortung dieser Fragen ist betriebswirtschaftlich zu begleiten und erfordert umfangreiche quantitative Analysen. Hierzu haben das Controlling der Salzgitter Flachstahl mit dem Lehrstuhl für Produktion und Logistik des Instituts für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion der TU Braunschweig (Prof. Dr. Thomas S. Spengler) eine Kooperation geschlossen. Gemeinsam wird ein Werkzeug zur Entscheidungsunterstützung entwickelt, welches auf einer dynamischen Modellierung der Prozesse zur Rohstahlerzeugung basiert. Zielstellung ist es, eine wissenschaftlich fundierte Unterstützung zukünftiger strategischer Investitionsentscheidungen im Kontext der SALCOS-Strategie zu schaffen. So lassen sich unter anderem verschiedene Ausbauszenarien sowie der Einfluss veränderlicher Marktentwicklungen und politischer Rahmenbedingungen bewerten und vergleichen. Der Fokus liegt dabei auf den ökonomischen und ökologischen Konsequenzen, die mit einer Transformation zur nahezu CO2-freien Rohstahlproduktion einhergehen.

Erste Ergebnisse aus dem Kooperationsprojekt wurden bereit in Form eines gemeinsamen wissenschaftlichen Beitrags in der 2. Ausgabe des Jahres 2022 der Zeitschrift „Controlling – Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung“ publiziert. Der Titel des Beitrags lautet „Ökonomisch und ökologisch effiziente Transformation von Produktionsnetzwerken in der Stahlindustrie – Ein aktivitätsanalytischer Modellierungsansatz“. Im Zuge der Kooperation wird auch zukünftig ein Fokus auf die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis gelegt.