Höherfeste Stähle zum Kaltumformen, normalisierend gewalzt
Verwendung
Die Stähle der Reihe S260NC bis S355NC werden für kaltumgeformte Bauteile verschiedenster Konstruktionen eingesetzt. Sie dienen vor allem zur Herstellung von
- Längsträgern
- Rahmenkonstruktionen
- Kaltpressteilen
- Kaltprofilen
- Konstruktionsrohren
Der Verarbeiter dieser Stahlsorten muss sich davon überzeugen, dass seine Berechnungs-, Konstruktions- und Verarbeitungsverfahren werkstoffgerecht sind. Die angewandte Umformtechnik muss sich für den vorgesehenen Verwendungszweck eignen und dem Stand der Technik entsprechen. Sie ist von grundlegender Bedeutung für das Verarbeitungsverhalten dieser Stähle.
Diese Stähle lassen sich durch Biegen, Bördeln, Kaltflanschen und Abkanten in Längs- und Querrichtung hervorragend kaltumformen. Dabei sollten die unten aufgeführten Biegeradien nicht unterschritten werden.
Normen
Europa | Werkst.-Nr. | DE | Salzgitter Flachstahl | FK1) |
EN 10149-3 | SEW 092 | |||
S260NC | 1.0971 | QStE 260 N | PSQ 26 (SB 26 Q) | A |
S315NC | 1.0973 | - | SB 32 Q | A |
S355NC | 1.0977 | QStE 340 N | SB 36 Q | B |
S420NC | 1.0981 | QStE 420 N | C |
Chemische Zusammensetzung in Gewichtsprozent [%] (Schmelzenanalyse)
Sorte | C | Si | Mn | P | S1) | Altotal2) | Nb3) | V3) | Ti3) |
max. | max. | max. | max. | max. | min. | max. | max. | max. | |
S260NC | 0,16 | 0,50 | 1,20 | 0,025 | 0,020 | 0,015 | 0,09 | 0,10 | 0,15 |
S315NC | 0,16 | 0,50 | 1,40 | 0,025 | 0,020 | 0,015 | 0,09 | 0,10 | 0,15 |
S355NC | 0,18 | 0,50 | 1,60 | 0,025 | 0,015 | 0,015 | 0,09 | 0,10 | 0,15 |
Mechanische Eigenschaften1)
Sorte | Min. Streckgrenze [MPa] | Zugfestigkeit [MPa] | Min. Bruchdehnung [%]2) | |
L0 = 80 mm | L0 = 5,65 √S0 | |||
e2) < 3 | e2) ≥ 3 | |||
S260NC | 260 | 370 - 490 | 24 | 30 |
S315NC | 315 | 430 - 550 | 22 | 27 |
S355NC | 355 | 470 - 610 | 20 | 25 |
Kerbschlagarbeit
Falls bei der Bestellung vereinbart, erfolgt der Nachweis der Kerbschlagarbeit an Längsproben bei -20 °C. Dabei beträgt der Mittelwert der Kerbschlagarbeit aus 3 Proben mindestens 40 J. Ein Einzelwert darf den geforderten Mindestwert um höchstens 30 % unterschreiten. Für Erzeugnisdicken von 5 - 10 mm entspricht die Probenbreite der jeweiligen Erzeugnisdicke, wobei die Prüfung an Charpy-V-ähnlichen Proben erfolgt. Die geforderten Mindestwerte verringern sich hierbei proportional zur Probenbreite.
Kleinster Biegehalbmesser
Sorte | Empfohlener kleinster Biegehalbmesser für Biegewinkel ≤ 90° | ||
e ≤ 3 | 3 < e < 6 | e > 6 | |
S260NC | 0,25 e | 0,5 e | 1,0 e |
S315NC | 0,25 e | 0,5 e | 1,0 e |
S355NC | 0,25 e | 0,5 e | 1,0 e |
S420NC | 0,25 e | 0,5 e | 1,0 e |
Wärmebehandlung
Diese Stähle sind warm verformbar, ohne dass die Werkstoffeigenschaften nachteilig beeinflusst werden. Das gilt insbesondere für den Temperaturbereich 850 - 1.050 °C. Normalisieren bei 900 - 950 °C (Haltezeit nach Temperaturausgleich: 1 - 2 Minuten je Millimeter Blechdicke) ist nur dann nötig, wenn nach Verformung außerhalb des oben angegebenen Temperaturintervalls bzw. nach Kaltumformung die mechanischen und technologischen Eigenschaften des Anlieferungszustandes wiederhergestellt werden sollen, oder wenn die betreffenden Vorschriften dies verlangen. Im Allgemeinen wird man aber auf eine derartige Wärmebehandlung ebenso wie auf Spannungsarmglühen bei 530 - 580 °C verzichten (Haltezeit: 30 Minuten nach Temperaturausgleich für alle Erzeugnisdicken).
Schweißen
Diese Stähle lassen sich nach allen bekannten Schweißverfahren sowohl von Hand als mit dem Automaten einwandfrei schweißen. Die Güte der Schweißverbindung hängt jedoch vom Schweißverfahren, den Schweißbedingungen und der Wahl der richtigen Schweißzusatzwerkstoffe ab. Als Schweißzusatzwerkstoffe sind die diesen Festigkeitsgruppen entsprechenden zugelassenen Schweißdrähte bzw. Elektroden zu verwenden. Für das Handschweißen werden Elektroden mit kalkbasischer Umhüllung empfohlen.
Vorwärmen vor dem Schweißen oder vor dem Brennscheiden ist im Allgemeinen nicht nötig. Bei Außentemperaturen unter +5 °C sollte auf etwa 150 °C vorgewärmt werden, desgleichen bei Blechdicken ≥ 12,5 mm.
Anschließendes Normal- oder Spannungsarmglühen ist nur dann erforderlich, wenn es in Vorschriften verlangt wird oder Betriebs- und Fertigungsbedingungen einen Abbau der Schweißeigenspannungen zweckmäßig erscheinen lassen. Über diese Angaben hinaus sind die Richtlinien für die Verarbeitung schweißbarer Feinkornbaustähle gemäß Stahl- Eisen-Werkstoffblatt 088 zu beachten.
Lieferzustand, Prüfumfang und -bescheinigung
Für die Lieferung und Prüfung gelten die Bedingungen der EN 10149 Teil 3.
Die Erzeugnisse werden im normalisierend gewalzten Zustand geliefert.
Prüfbescheinigungen gemäß DIN EN 10204 können wie folgt mitgeliefert werden: EDV, DFÜ, Fax, E-Mail, Papier.