Warmband für das Mannesmann Großrohr-Projekt „Zeelink“

27.02.2019 | Salzgitter Flachstahl GmbH


Die Salzgitter Flachstahl ist als qualifizierter Lieferant von Warmbreitbandvormaterial für Großrohre im Gasleitungsbereich weltweit anerkannt. Das Großrohrwerk der Mannesmann Röhrenwerke ist für die Salzgitter Flachstahl der wichtigste Kunde und Abnehmer derartiger Spezialstähle. Für unter Wasser verlaufende Gasleitungsrohre (offshore) sind überwiegend dickwandige Grobbleche im Einsatz, für Überlandleitungen (onshore) hingegen werden vielfach Warmbreitbänder eingesetzt. Einige von diesen werden spiralförmig geschweißt wie die beigefügte Darstellung zeigt.

Leitungsnetze werden weltweit permanent neu gebaut, instandgesetzt oder modernisiert. Aktuell wird u.a. die zweite Nordstream-Leitung für die Versorgung Westeuropas mit russischem Erdgas verlegt. Von der Haupttrasse durch die südliche Ostsee abgehend sind zahlreiche Verzweigungsleitungen notwendig, um das Gas zum Endkunden zu bringen.   

Gasrohrqualitäten sind in speziellen Standards genormt wie z. B. der ISO 3183*; der API 5L** oder EN10208***.  Für die Salzgitter Flachstahl besteht hierbei die Besonderheit, dass die Warmbandeigenschaften nicht genormt sind, sondern das Vormaterial so produziert und geliefert werden muss, dass die durch das Einformen während des Schweißvorgangs zwangsläufig veränderten Eigenschaften den Vorgaben für die Rohre sicher entsprechen. 

Typische API-Güten sind der X70M als thermomechanisch gewalzter Stahl mit Zugfestigkeiten um 600 MPa am Rohr oder der in der EN 10208 genormte adäquate L485MB/ME. Die Bezeichnung der Stähle ergibt sich aus deren Mindeststreckgrenze: 70.000 ksi = ca. 483 MPa.
Die jeweiligen Projektanforderungen führen stets zu individuellen Anforderungen an den Röhrenstahl.  Aufgrund der großen Walzmenge mit fast 10.000 t/Monat ist auch für das Projekt Zeelink eine speziell ausgelegte Walzstrategie notwendig um eine möglichst gute Materialhomogenität über den gesamten Lieferzeitraum zu gewährleisten. Grundvoraussetzungen sind neben dem Walzen auch die exakte Einhaltung der vorgegebenen chemischen Zusammensetzung des Materials sowie konstante Verrohrungsprozesse.

Für diese Erdgasleitung in Nordrhein-Westfalen, die sich von der belgischen Grenze bis nach Ahaus erstreckt, werden gegenüber der Norm höhere Mindestfestigkeiten bei gleichzeitig anspruchsvollen Zähigkeiten gefordert. Dazu müssen die im Stahl üblichen Begleitelemente auf ein Minimum reduziert werden. So beträgt z.B. für Bor die maximal zulässige Grenze 0,0005% - das sind gerade einmal 160 g auf ein 32 t schweres Coil. Typische Warmbanddicken sind 15 bis 25 mm sowie -breiten von 1.250 – 1.650 mm.

Der Name Zeelink ergibt sich aus der Tatsache, dass die ca. 600 Millionen € teure Fernleitung das belgische Erdgasnetz und damit auch das Flüssiggas-Terminal in Zeebrügge an das deutsche Netz anbindet. Zeelink ist mit einer Streckenlänge von etwa 215 km das größte Einzelprojekt im nationalen Entwicklungsplan der Bundesnetzagentur 2015. Die Pipeline soll ab Mitte 2021 die Erdgasversorgung im Westen Deutschlands sichern. Darüber hinaus soll eine schrittweise Umstellung auf Gas mit einem höheren Brennwert gewährleistet werden.

Der Verlauf der Leitung ist in der Karte dargestellt.

*ISO = International Standard Organisation    

**API = American Petroleum Institute        

***Europäische Norm